Schritte in die Zürcher Mountainbike-Zukunft
Das Wichtigste in Kürze
Grün Stadt Zürich hat das städtische MTB-Konzept von 2017 überprüfen lassen
Das Konzept ist nur teilweise erfüllt, bei 7 von 10 Handlungsfeldern ist eine Optimierung empfohlen, z.B. in den Bereichen Pumptracks sowie Trailangebot.
Parallel ist die Beliebtheit des Sports deutlich gestiegen. Darum braucht es ein neues Konzept - das muss aber in kantonale Entwicklungen eingebettet sein und wird deshalb dauern.
Bis dahin wissen wir, was es braucht: Die bestehenden Trails müssen gut unterhalten und ausgebaut werden, neue Trails sind in Aussicht!
Worum geht es?
Grundsätzlich ist die Stadt Zürich Vorreiterin in urbaner MTB Infrastruktur Entwicklung. Seit 2017 besteht ein MTB Konzept - also ein übergeordnetes Planungselement mit Richtplancharakter. Darin sind Ziele und Massnahmen für die MTB-Entwicklung definiert. Das Konzept sollte nach 5 Jahren auf seine Erfüllung und Aktualität geprüft werden - mit etwas Verspätung ist das jetzt passiert. Allegra hat im Auftrag von Grün Stadt Zürich (GSZ) die Erfüllung geprüft, um herauszufinden, ob es Anpassungen oder gar ein neues Konzept braucht.
Was steht im MTB Konzept von 2017?
Im Konzept sind zehn Handlungsfelder definiert (unten in der Tabelle sind alle aufgeführt). Jedes Handlungsfeld hat einen Zielzustand. In Bezug auf Bike-Pisten [z.B. Antennen- und Höcklertrail] ist zum Beispiel folgendes definiert:
Attraktives Angebot an Bike-Pisten für die Stadtzürcher Bevölkerung
In den oben genannten Gebieten [Zürichberg, Allmend] ohne bestehende Bike-Pisten können bei Bedarf und bestehenden räumlichen und finanziellen Möglichkeiten neue Pisten realisiert werden. Priorität hat dabei das Gebiet Zürich-Allmend mit der Anbindung an den bestehenden Bikepark. Die Schaffung von Cross-Country Singletrails ist im Moment nicht vorgesehen.
Wenn du mehr Infos zu den Zielzuständen suchst, gibt es diese im MTB-Konzept auf den Seiten 23-26.
Was hat die Evaluation ergeben?
Allegra hat zur Beurteilung der Erfüllung einiges unternommen - von Befahrung der aktuellen Trails, Interviews und Workshops mit relevanten Parteien (inklusive Züritrails 😉 ) und Desk-Research zu Wachstum des Sports und Nutzung der Trails. Ihre Untersuchung zeigt: Nur zwei Handlungsfelder sind vollständig erreicht - nämlich die Information zur Bikeinfrastraktur im Netz und die Signalisation des Routennetzes. Neben der Überprüfung der Zielzustände werden auch der Vervollständigungs- oder Optimierungsbedarf aufgezeigt und Handlungsempfehlungen formuliert. So wurde z.B. die Zielformulierung der “Information im Netz” von 2017 zwar erfüllt. Die Kommunikationskanäle von Züritrails (inkl. Trailforks) werden jedoch um ein Vielfaches mehr genutzt als die Informationen seitens der Stadt - darum wird im Standbericht empfohlen, in enger Abstimmung auf die Kanäle von Züritrails zu fokussieren.
Doch obwohl sich die letzten Jahre einiges getan hat: Die meisten der Handlungsfelder konnten während den letzten 7 Jahren nur teilweise erfüllt werden. Dazu gehören auch die für Bikerinnen und Biker relevantesten Handlungsfelder - so sind im Bereich Bike-Pisten im Wald seit 2017 der Grat-, Höckler- und Allmendtrail dazugekommen. Am Zürichberg gibt es hingegen immer noch kein offizielles Trailangebot für Zürcherinnen und Zürcher. Zudem haben laut Standbericht auch die bestehenden Trails Potenzial, durch besseren Unterhalt deutlich attraktiver zu werden - dem Thema muss entsprechend mehr Gewicht gegeben werden.
Am wenigsten hat sich bei den Pumptracks in der Stadt Zürich getan. Schon vor 7 Jahren wurden in den Gebieten Zürich West, City, Seefeld, Witikon und Seebach Lücken identifiziert, seither ist kein einziger neuer fest installierter Pumptrack hinzugekommen. Die Hürden bei der Realisierung wurden hier seitens Stadt unterschätzt. Die Erfüllung des Zielzustands seit 2017 [keine räumliche Lücken bei Bikeinfrastruktur in Quartieren] scheint uns mit 30% deshalb optimistisch kalkuliert.
Isochronen für 5 min Anfahrtszeit mit dem Velo zu den Pumptracks; Darsellung: B. Trotter/Allegra Trails GmbH
Die ausführlichen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen (Seiten 49-55) findest du im Standbericht, eine Übersicht findest du in der nachfolgenden Tabelle.
Konsolidierung der Ergebnisse der internen und externen Betrachtung
Parallel dazu ist die Ausgangslage heute eine ganz andere - basierend auf Zahlen des Schweizer Sportobservatoriums können wir annehmen, dass inzwischen rund 50’000 Menschen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich biken. Das sind über 20’000 Personen mehr also noch 2017. Das zeigt sich auch in einer Verdoppelung der Befahrungen unserer Trails im selben Zeitraum - messbar zum Glück dank unserer hauseigenen Zähler. Diese zeigen jedoch nur einen Teil des Bikens, da nicht nur auf Pisten, sondern dem gesamten Wegenetz im Wald gefahren wird. Und politisch kommt das auch langsam an - es geht nicht mehr nur um Lenkung und Konfliktvermeidung - das Postulat im Kantonsrat weist auch auf die Attraktivität und das Potenzial des Sports hin. Daneben ist mit dem Bundesgesetz über Velowege bis ins Jahr 2027 ein Planungspflicht für ein Velowegnetz für die Freizeit - inklusive Mountainbike - in Kraft getreten. Darum empfiehlt die Evaluation, nicht nur die Lücken in den Handlungsfeldern zu füllen, sondern das bestehende Konzept generell zu überarbeiten. Diese Überarbeitung bietet neben einer Anpassung an die gesteigerte Nutzung auch die Chance, Themen ins Konzept zu bringen, die den Sport weiter fördern können - etwa den Zugang zu Skills Centern oder Uphilltrails.
Wie geht es jetzt weiter?
Grundsätzlich ist das für uns alle, die regelmässig auf dem Bike sind, nichts Neues. Für die städtische Entwicklung ist dieses neue Konzept jedoch wichtig. Das Konzept muss aber in kantonale und regionale Entwicklungen eingebettet sein - die Überarbeitung sollte also nach dem kantonalen Konzept geschehen, welches im Moment als Antwort auf das Postulat erarbeitet wird. Das neue kantonale Konzept wird dann auch die Grundlage für eine Freizeitvelonetzplanung gemäss Veloweggesetz (s.o.) bieten können.
Langfristig ist die Überprüfung des bestehenden Konzepts ein wichtiger Meilenstein, um zu einer “bedarfsgerechten Bike Infrastruktur" (aka. coole Trails für alle) zu kommen. Und ja, im Gedruckten und bei Konzepten gibt es für Verwaltung und Verein in der Zukunft viel zu tun.
Aber es gibt auch sehr viel Konkretes, das wir vor dem neuen Konzept anpacken können und müssen. Denn wir wissen - es braucht vor allem mehr Trails, bessere Trails und Pumptracks! Und da geht es voran - demnächst startet die Ausschreibung für das Trailangebot am Zürichberg! Wir freuen uns, bald den ersten Spatenstich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen von Grün Stadt Zürich und dem Sportamt setzen zu können. Damit wird die Zielsetzung von 2017 bei den Trails in diesem Bereich erfüllt werden können. Auch auf der Üetliberg-Seite haben wir auf bestehenden Trails ein, zwei neue Projekte gestartet, diese sind zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht spruchreif - deshalb später mehr, watch this space!
Was kannst du tun?
Jep, wir wiederholen uns definitiv - falls du die Trails rund um die Stadt Zürich nutzt und dir mehr davon wünschst - supporte Züritrails! Falls du schon Mitglied bist, ermutige auch deine Bikekollegen und -kolleginnen, ihre Stimme für unsere Trails zu geben! Oder schenke ihnen ganz einfach eine Mitgliedschaft 😉